Themenseite: Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in Deutschland und den USA (2024)

Nachdem im Mai 2020 in den USA, Minneapolis der Afroamerikaner George Floyd durch die Polizei gewaltsam ums Leben gekommen war, löste sein Tod weltweite Proteste unter dem Motto "Black Lives Matter" gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus aus. Der Kampf gegen Ungleichheit und für Gerechtigkeit ist dabei nicht neu, er hält schon seit Jahrzehnten an.Doch dieser Vorfall um George Floyd, sowie andere Gewalttaten der Polizei gegen Schwarze, hat die Diskussionen um altbekannte Themen nicht nur in den USA neu entfacht und wieder mehr in den Fokus der breiten Öffentlichkeit gerückt. Diskriminierung und Rassismus sind auch in Deutschland keine unbekannte Themen - auch in der Bundesrepublik erleben People of Color (PoC) Diskriminierung aufgrund ihrer Hautfarbe. Diese Diskriminierung äußert sich zum Beispiel in subtiler Alltagsdiskriminierung, strukturelle Benachteiligung, Beleidigungen oder auch Gewalt.

Wer und wie wird in Deutschland diskriminiert?

Weitere Merkmale, die zu Ungleichbehandlung führen können, sind unter anderem die Herkunft, die Religionszugehörigkeit, das Geschlecht bzw. die Geschlechtsidentität, die sexuelle Orientierung oder eine Behinderung. Diskriminierung aufgrund des Geschlechts äußert sich zum Beispiel in der Sprache (generisches Maskulinum), in der Bezahlung (Gender Pay Gap) oder der Kinderbetreuung (Gender Care Gap). Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf unserer Themenseite Gleichstellung von Frauen und Mädchen in Deutschland.

Im Jahr 2022 gingen insgesamt 6.627 Anfragen bei der Beratung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein, die sich mindestens auf ein innerhalb des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) geschütztes Diskriminierungsmerkmal zurückführen ließen. Die meisten Beratungsanfragen bezogen sich auf das Diskriminierungsmerkmal "Ethnische Herkunft". Knapp ein Drittel der Anfragen stand im Zusammenhang mit einer Behinderung und 20 Prozent mit dem Geschlecht. Die Mehrheit der Personen mit Beeinträchtigungen in Deutschland wurden schon einmal diskriminiert.

Diskriminierung hat viele Gesichter: Antisemitismus ist auch heute noch in Deutschland ein Phänomen. Mehr als die Hälfte der Befragten einer Umfrage zur Verbreitung von Antisemitismus stimmten der Aussage zu, Antisemitismus sei ein in Deutschland weit verbreitetes Problem. Ebenso viele Befragte waren außerdem der Meinung, dass Antisemitismus in den letzten 10 Jahren sogar zugenommen hat.Im Jahr 2022 berichteten rund 61 Prozent der Menschen jüdischen Glaubens Diskriminierungserfahrungen in Form von antisemitischen "Witzen", Beleidigungen, Drohungen, Sachbeschädigungen oder sogar einen körperlichen Angriff. Orte der Diskriminierung sind dabei vor allem soziale Netzwerke, die Schule, aber auch in Ämtern und Behörden.

Wie äußert sich Rassismus in Deutschland?

Diskriminierung von Menschen aus rassistischen Gründen findet ebenfalls überall statt. Der Mehrheit der deutschen ist bewusst, dass es Rassismus in Deutschland gibt, während rund 58 Prozent der Frauen und 39 Prozent der Männer in Deutschland der Meinung sind, dass wir in einer rassistischen Gesellschaft leben. Die Deutschen glauben, dass insbesondere bei der Wohnungssuche diskriminiert wird. Eine Diskriminierung von Menschen aus rassistischen Gründen vor Gericht können sich derweil deutlich weniger Menschen vorstellen. Auch die sozialen Medien gehören zu den Lebensbereichen, in denen Rassismus vorkommt und ein immer größeres Problem darstellt.

Problematisch ist auch der strukturelle Rassismus in Deutschland. Beim strukturellen (institutionellen) Rassismus geht es nicht um eine Interaktion zwischen zwei Menschen, sondern um rassistische Strukturen und Entscheidungsabläufe. Es handelt sich um Routinen, die so ausgestaltet sind, dass überdurchschnittlich und regelmäßig Schwarze Menschen und PoC benachteiligt werden. Ein Beispiel dafür ist "Racial Profiling" - Menschen mit dunkler Haut werden öfter von der Polizei kontrolliert als andere. Über ein Drittel der Deutschen waren im Juni 2020 der Meinung, dass die Polizei in Deutschland ein Problem mit Rassismus hat.

Es existieren, tief verwurzelt viele rassistische Vorurteile in der Gesellschaft, die sich durch alle Altersgruppen, Schichten und Bildungsgruppen ziehen. Insgesamt rund 61 Prozent der jungen Erwachsenen stimmten der Aussage zu, das Ausmaß der Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen sei in Deutschland besorgniserregend. Rassistische Behandlungen erfuhren in Deutschland bereits mehr als die Hälfte der Befragten aus rassifizierten Gruppen. Dabei sind besonders jüngere Altersgruppen betroffen.

Auch in der Sprache ist Rassismus auffindbar: Schon im Dezember 2019 startete eine Petition, welche das Verbot des stark diskriminierenden N-Wortes zum Ziel hatte, gefolgt von bundesweiten Demonstrationen Anfang 2020. Des Weiteren existieren in Deutschland eine Vielzahl an rassistischen Straßenschildern: Straßen und Plätze tragen Namen, die rassistisch vorbelastet sind oder von Personen stammen, die als Mittäter:innen und Mitschuldige der NS-Zeit oder im deutschen Kolonialismus gelten. Immer wieder werden deutschlandweit Forderungen laut, diese Straßen umzubenennen, was in einigen Fällen zu Erfolg geführt hat.

Lage in den USA

Besonders die USA hat schon lange mit strukturellem Rassismus und systematischer Benachteiligung verschiedener ethnischer Gruppen zu kämpfen. Die Armutsquote der afroamerikanischen bzw. der Schwarzen Menschen in den USA lag 2022 bei 17 Prozent, während es bei den weißen Menschen nur neun Prozent waren. Eine ähnliche Struktur lässt sich unter anderem ebenfalls in Bezug auf das jährliche Haushaltsnettoeinkommen und die Arbeitslosenquote beobachten. Rund 41 Prozent der befragten weißen U.S.-Bürger:innen waren zuletzt mit der Behandlung von Schwarzen Menschen in den USA zufrieden. Unter den Schwarzen U.S.-Bürger:innen lag der Anteil der Zufriedenen derweil bei einem Fünftel. Insgesamt ist die Zufriedenheit zurückgegangen: Ihren Höhepunkt erreichte sie in den Jahren 2002 bzw. 2003, während sie 2020 einen neuen Tiefpunkt erreichte.

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. Aufgrund unterschiedlicher Aktualisierungsrhythmen können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.

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Author: Golda Nolan II

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